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Fakultät Raumplanung
Aktuelles aus dem Forschungs­projekt

ESPON-TITAN – Naturgefahren, ökonomische Auswirkungen und Ansätze für ein innovatives Risikomanagement in Europa

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Bild einer Felswand im Alpenraum © Mark Fleischhauer​/​TU Dortmund
Fallbeispiel zur Kooperation im Risikomanagement von Naturgefahren im Alpenraum (Bearbeitung: IRPUD)

Im April 2021 wurde der Abschlussbericht des Projekts ESPON-TITAN – Territorial Impacts of Natural Disasters an ESPON EGTC übergeben. Zwischen September 2019 und März 2021 analysierten die ESPON-TITAN-Projektpartner die räumlichen Muster von Naturgefahren und ihre direkten und indirekten wirtschaftlichen Auswirkungen in Europa, unterstützt durch eine Vulnerabilitätsbewertung, acht regionale Fallstudien und eine Analyse der Management- und Planungs­praxis im Umgang mit Naturgefahren in Europa. Das Projekt wurde durch politische Empfehlungen zur Berücksichtigung der raumbezogenen Ver­wund­bar­keit und der wirtschaftlichen Auswirkungen von Katastrophen in Risikomanagement- und Klimafolgenanpassungsstrategien als Teil einer integrierten Raumentwicklung vervollständigt.

In ESPON-TITAN wurden vier Naturgefahren analysiert, die Europa am stärksten betreffen, als da wären: (Fluss-)Überschwemmungen, Stürme, Trockenheit und Erdbeben. Die Analyse der räumlichen Muster der aggregierten Naturgefahren basierte auf der Kombination von normalisierten Gefährdungsindizes, gewichtet mit ihren kumulierten Schadenskosten im Zeitraum 1981-2010. In den Ergebnissen ragen Überschwemmungen und Stürme heraus, die zu fast 76 % der Schäden und Verluste beitragen, gefolgt von Dürren und Erdbeben (jeweils 24 %). Die räumliche Verteilung der wirtschaftlichen Auswirkungen (basierend auf Daten des Zeitraums 1995-2017) zeigt, dass die mittel- und osteuropäischen (MOE) und südosteuropäischen (SOE) Länder in wirtschaftlicher Hinsicht tendenziell stärker von diesen Naturgefahren betroffen sind als der Großteil des restlichen europäischen Territoriums. Zusätzlich wurde eine territoriale Vulnerabilitätsbewertung auf europäischer Ebene entwickelt. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass ost- und südeuropäische Regionen am stärksten durch Naturgefahren gefährdet sind, was weitgehend mit den wichtigsten Erkenntnissen aus der Analyse der wirtschaftlichen Auswirkungen übereinstimmt.

Darüber hinaus identifizierte das Projekt die politische und planerische Praxis des Katastrophen­risiko­managements (Disaster Risk Management, DRM) und Klimafolgenanpassung (Climate Change Adaptation, CCA) in Europa. Die Analyse, die einer der wesentlichen Arbeitsschritte des IRPUD-Teams war, basierte auf einem Multi-Methoden-Ansatz. Eine Desk-Top-Analyse, die sich auf bestehende Studien zur DRM- und CCA-Praxis in Europa konzentrierte, wurde mit Primärdaten aus den Fallstudienanalysen (Dokumentenanalysen und Experteninterviews) kombiniert. Die Ergebnisse zeigen, dass ein Multi-Risiko- und kritikalitätsorientierter räumlicher Ansatz für DRM, der auch die vielfältigen Dynamiken von sich verändernden Gefahren, Exposition und Ver­wund­bar­keit einbezieht, noch nicht üblich ist. Die Untersuchung deutet darauf hin, dass die Wirksamkeit von Instrumenten durch Innovationen bei der Risikobewertung sowie durch eine verbesserte Umsetzung von Instrumenten angegangen werden kann.

ESPON-TITAN veranschaulichte die Ergebnisse anhand von acht repräsentativen Fallstudien, von denen die Fallstudien der Region Dresden und der Alpenregion vom IRPUD-Team durchgeführt wurden. Die Fallstudien ermöglichten die Identifizierung und Beschreibung erfolgreicher Kooperationsmechanismen, qualitativer Kontexte von DRM und CCA sowie eine Einschätzung der Effektivität von Politiken und Instrumenten, die aufgrund der Heterogenität rechtlich-administrativer Systeme und kultureller Gegebenheiten in Europa immer kontextabhängig sind.

Unter der Leitung des IRPUD-Teams wurden die wichtigsten Ergebnisse in politische Empfehlungen überführt, die auf kohärente Strategien bei der Datensammlung, Analyse und Bewertung von Risiken sowie die Notwendigkeit der Integration von DRM- und CCA-Strategien in territoriale Planungsinstrumente und deren Umsetzung abstellen.